Nørre Lyngby

Altes Fischerdorf  an der Westküste von Nordjütland.

Dieses Dorf ist mir seit 1974 ein Begriff. Mein bester Freund Søren hat mir diese Steilküste gezeigt.

Jedes Mal wenn ich mich in Dänemark aufgehalten habe und es mir möglich war, habe ich

diesen Ort besucht. Zu sehen was die Natur zerstört hat, war erschreckend und faszinierend

zugleich. Wenn man nicht im Winter während den Stürmen dort war, sieht man nur noch die

Folgen der Stürme. Ich war nur einmal im Winter dort und da hat es richtig gestürmt. Die Stürme

haben es unmöglich gemacht, an die Abrisskanten oder an den Strand zugehen, ans

Fotografieren war gar nicht zu denken.

Durch meine Schwägerin und Schwager und meinen Freund Søren habe ich über alle Jahre

immer wieder Informationen über diesen Ort erhalten, die einem normalen Touristen verborgen bleiben.

Nicht nur die Winterstürme sind verantwortlich für die Erosionen.

Auch die Gegebenheiten des Untergrunds tragen dazu bei. Der untere Teil des Kliffs besteht

aus Mergel bzw. Lehm, während der obere stärker sandig ist. Sand und Lehm aber verhalten

sich gegenüber dem von der Oberfläche durchsickernden Regenwasser unterschiedlich.

Das Sickerwasser durchdringt den Sand ziemlich leicht, während der Lehm wasserstauend wirkt.

Erreicht es die Lehmschicht, wird es also in der Grenzzone über den Kliffrand austreten.

Je mehr die Lehmschicht gewässert wird so gleitfähiger wird sie. Gleitet eine wassergesättigte

Lehmschicht ab, so wird auch das darüber liegende Material abstürzen.

Luftbild ca. 1960 alles links vom roten Strich ist verschwunden. Was man hier nicht sieht ist,

dass nach 1960 sehr viele neue Ferienhäuser ganz nahe an die Abrisskante gebaut wurden.

Satelittenbild Mai 2018 Der rote Strich zeigt den Verlauf der alten Strasse.

Sowie den Standort des Glockenturms.

 

 

Als erstes möchte ich euch den alten verlassenen Friedhof von Nørre Lyngby zeigen.

 

Jahrhunderte hat das Meer die Küste erodiert. Nach und nach sind die Häuser und der Friedhof

ins Meer gestürzt.

1913 wurde die Kirche abgerissen und die Toten umgebettet. Als Erinnerung wurde ein hölzerner

Glockenturm mit Strohdach erbaut. Sogar eine alte Glocke der früheren Kirche hängt darin.

Diesen Turm sieht fast jeder Besucher.

1982 noch ohne die grosse Ferienanlage hinter dem  Glockenturm.

Jahr 2000

2018 wurde der Turm verschoben. Er war immer näher an der Abrisskante.

Immer näher kommt die Abrisskante.

 

Etwas speziell ist sicher, dass man mit dem Auto zum Strand hinunter fahren darf. Dieser

Abgang hat sich während den Jahren immer wieder verändert.

Diese Bild ist von 1982. Da sieht man wie gefahrlos man an den Strand fahren konnte.

2009 mussten schon grosse Aufschüttungen gemacht werden, so dass die Fahrt zum Strand

noch möglich war.

Noch grössere Aufschüttungen 2015.

2018

März 2019 Aufschüttungen nochmals grösser gemacht.

 

Auch zu Fuss gibt es Möglichkeiten, an den Strand zu kommen.

Insgesamt gibt es 5 Möglichkeiten an den Strand zu laufen. Je nachdem was das Meer im Winter

davor angerichtet hat, kann es sein, dass nicht mehr alle Treppen vorhanden sind.

 

Diese Treppe wurde vom Meer zerstört und aus Sicherheitsgründen nicht mehr aufgebaut.

Das grosse Haltetau hängt noch.

 

Wenn man Glück hat, kann man auch einmal ein Haus am Abgrund sehen "Jahr 2002", das

die Winterstürme überstanden hat. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit bis das Haus ganz abstürzt.

Blick durchs Küchenfenster

Jetzt ging es nicht mehr anderst. Da musste ich einfach hinein in die Küche. Beatrice bekam

fast einen Herzinfarkt.

Die Küchenkombination hängt noch. Der Kamin liegt aber schon am Strand.

Es gab aber auch ganz verrückte Episoden. Wenn jemand sein Haus durch Erosion

verloren hatte, musste er trotzdem für sein Haus Steuern bezahlen. Dieses gab es ja

einfach nicht mehr. Wie sagt man so schön: der Amtsschimmel wiehert.

Mit etwas Streit und Anwalt verstand der Staat dann der Sachverhalt.

 

Dieser Küstenteil ist aber auch heiss begehrt bei den Gleitschirmfliegern.

 

Etwas ganz Spezielles hat mir mein Schwager gezeigt, der sehr oft mit mir zusammen die Küste besucht hat.

Dieses rote Haus 2012, immer näher an der Abrisskante.

2015 war es zum Verkauf ausgeschrieben.

Schon nahe an der Kante.

2018 fanden wir es wieder, auch in Nørre Lyngby, einfach etwa 300 Meter weg von der Abrisskante.

Anscheinend hat die Hauskonstruktion den Umzug als Kompletthaus möglich gemacht.

Inklusive Flaggenmast. Das gehört bei einem Dänischen Ferienhaus einfach dazu.

 

 

Natürlich gab es immer wieder Versuche, die Küste vor Erosion zu schützen.

1982. An einem Strandabschnitt wurden grosse Eichenbalken in den Boden gerammt.

Diese sollten die Wellen brechenund das Abtragen der Wände verhindern. Zwischendurch

wurde auch von den Hausbesitzern einfach Beton hinuntergeschüttet, welches aber ein gerichtliches Nachspiel gab.

Weiterer Versuch 2006.

Dann im März 2019 habe ich dieses Schutzsystem fotografiert.

Die Resultate waren anscheinend viel versprechend. Versuch bezahlt durch Hauseigentümer

 

Biologischer Küstenschutz bewährte sich im Sturm „Alfrida“

 

http://sh-ugeavisen.dk/index.php/2019/01/03/biologischer-kuestenschutz-bewaehrte-sich-im-sturm-alfrida/

http://sh-ugeavisen.dk/index.php/2020/02/19/nach-dem-erfolg-in-norre-lyngby-pfeilbuendel-sollen-die-kueste-der-kommune-jammerbugt-sichern/

 

„(Nørre Lyngby) – Dänemarks erster biologischer Küstenschutz in Nørre Lyngby bei Løkken im Norden Jütlands

bestand die erste echte Herausforderung, als der Sturm Alfrida 2.1.2019 auf die Westküste traf. Der auf Weiden

basierende Küstenschutz hielt der Kraft der Wellen stand, und so konnte das Meer nichts von den Dünen davonspülen.

Die Weiden können die Wellen nicht aufhalten, sie nehmen jedoch die Kraft des Wassers auf, so dass die Wellen die großen

Steilwandhänge nicht mit der gleichen Aggressivität wie üblich angreifen, während die Weiden beim Spülen des Wassers

im Sand stecken bleiben. Diese Küstenschutzmethode stammt aus den Niederlanden, wo sie mit guten Ergebnissen angewendet wird.

Und in Nørre Lyngby ist die Küste nach dem Auftreffen des Sturmes „Alfrida“ intakt geblieben.“

 

Ich hoffe dass ich noch oft diesen Küstenabschnitt Besuchen kann.

Walter Doser

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