Bis heute 19.10.2017 bin ich 11000 Kilometer auf Australischem Boden gefahren. Was ist denn so anders als bei uns. Zuerst natürlich: hier fahren sie aus Sicht eines Schweizers auf der falschen Strassenseite, nämlich links. Am Anfang eine gewisse Umstellung. Hinweise, dass man in Australien links fährt, gibt es viele. Besonders um Alice Springs herum, Ausgangspunkt für Touristen zum Ayers Rock oder an der Great Ocean Road. Aber auch bei unübersichtlichen Verkehrsführungen wird signalisiert: fahre links. Nur gelegentlich frage ich mich, bin ich jetzt richtig oder falsch. Was auch ganz gefährlich ist: du schaust in der Schweiz als Fussgänger  beim Überqueren der Strasse immer zuerst nach links, dann nach rechts. Schon im Kindergarten gelernt. Hier musst du sofort umdenken. Zuerst rechts, dann links schauen.

Etwas speziell auch das Verhalten in Kreiseln. Du musst nach innen blinken, wenn du erst die 2. oder 3. Ausfahrt aus dem Kreisel nimmst, das macht Sinn, weil viele Kreisel zwei oder drei-spurig sind. Auch die Bedeutung von doppelten Linien ist anders. Bei uns heisst das nicht abbiegen. Hier biegst du ab, auch wenn eine doppelte Linie gezogen ist.

Wenn im Fahrzeug,  z.B. ein Spezial-Lastwagen, der Fahrer nicht rechts sitzt, gibt es hinten am Fahrzeug grosse Hinweiskleber, dass dies ein links gelenktes Fahrzeug ist. Wir haben Holländische Weltenbummler getroffen, die ihr Lastwagenwohnmobil aus Europa mitgenommen haben. Da war auch ein grosser Kleber angebracht: links gelenktes Fahrzeug. 

Die Rechte der Fussgänger: Fussgängerstreifen gibt es eigentlich nur in grossen Städten. Da hat es dann auch Lichtsignale. Dass ein Autofahrer für einen Fussgänger hält, ist eine ganz grosse Ausnahme. Es gibt zwar beim Trottoir Absenkungen für Kinderwagen und Rollstühle, das heisst für mich, hier kannst du die Strasse überqueren, aber danach einen Fussgängerstreifen gibt es nicht, pass dich an,  sonst überlebst du nicht lange.

In Westaustralien war alles ziemlich locker. Der Verkehr zum Teil fast nicht existent. Es gab Tage da fühltest du dich wirklich alleine. Nur alle die vielen Vorkehrungen für Hochwasser haben uns beeindruckt.

Noch etwas Spezielles rund um die Road Trains. In der Mitte und Norden von  Westaustralien sind eigentlich alle Parkplätze, ob PW oder Lastwagen, nicht geteert. Einfach rote Erde. Aber an gewissen Stellen wo es sehr oft Tropische Regenfälle gibt, sind die Parkplätze der Roadtrains geteert. Wenn möglich immer ausserhalb der Strassenstücke die überflutet werden. Auch möglichst bergab, dass sie ihre Tonnaschen wieder ins Rollen bringen. Immer mit Schildern, dass hier Road Trains einfahren können. Bei australischen Lastwagenkombinationen spricht man ab einer Länge von 36,50 Metern von einem Road Train. Erlaubt sind maximal 53,50 Meter Länge, ein maximales Fahrzeuggewicht bis 132 Tonnen ohne Zugwagen und eine maximale Höhe von 4,60 Meter. Sie dürfen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h in den Staaten Victoria und Western Australia und von 90 km/h in New South Wales, Queensland und South Australia nicht überschreiten. Die Zugmaschine eines Road Trains muss eine Leistung von mindestens 370 kW (500 PS) haben. Auf einzelnen Strassen werden aber die längen begrenzt.

Mein grösstes Missverständnis ist der Begriff Highway.

Highway = Schnellstrasse, Kraftfahrstrasse oder Chaussee.

Ich meinte da immer, das sei eine Autobahn. Australien unterscheidet nicht zwischen Autobahn I. Klasse und Autobahn II. Klasse. Sie kennen nur Freeways, richtungsgetrennte und kreuzungsfreie Strassen. Freeways sind aber zum Teil auch kostenpflichtig. Die Fahrzeuge werden an Zahlstellen fotografiert. Der Halter erhält dann eine Rechnung. Wenn du dein Fahrzeug nicht registriert hast, gibt es ordentliche Bussen. Bei der Miete des zweiten Wohnmobils mussten wir extra einen Zusatz abschliessen, dass anfallende Gebühren in Sydney und Melbourne keine Folgen für uns ergeben, d.h. Pauschalkosten. Es gibt vor allem hier um die grossen Städte herum richtungsgetrennte Strassen wo man meinen könnte, das sind Autobahnen, das sind aber Highways, die sind nicht kreuzungsfrei. Der Pannenstreifen ist auch ein Radweg und plötzlich unterwegs mit 100 km/h gibt es eine Kreuzung. Ist es eine Kreuzung mit Lichtsignal, gibt es vorher Schilder mit gelben blinkenden Lampen, die dich warnen, dass du eventuell bei einem Lichtsignal bremsen musst. Es kann sein, dass plötzlich in der Mitte der Strasse eine zusätzliche Abzweigspur nach rechts kommt oder jemand fährt wie aus dem nichts von rechts in die Strasse rein. Ich war da am Anfang ziemlich erschrocken. Es gibt auch Schilder, die warnen dich vor einfahrenden Lastwagen. Im Gegensatz zum fast menschenleeren Westaustralien, wo es nur geradeaus ging, ist es hier im
Osten / Süden sehr viel hektischer.

Die Strassen sind sehr gut ausgebaut. Gibt es wirklich scharfe Kurven, sind die mit Geschwindigkeits- Empfehlungen sehr gut beschildert.  Die Höchstgeschwindigkeit im Osten ist auf Hauptstrassen 100 km/h, im Süden 110 km/h. In der Mitte von Australien war es auch mal 130 km/h oder im Westen zwischendurch 110 km/h. Das ist abhängig von den einzelnen der 6 Bundesstaaten. Im Westen sind sehr viele mit Tempomat gefahren, ergibt einen viel flüssigeren und ruhigeren Verkehr. Hier im Südosten sind aber viele, die den Tempomat nicht benutzen. Ich brauche beim Fahren fast ausschliesslich den Tempomat.  Man merkt es immer, wenn es bergauf geht. Da fahre ich immer auf den Vordermann auf, bis er merkt, dass er Geschwindigkeit verliert. Auch auf den Strassen mit extremen Gefällen gibt es viele, die mit dem Automatengetriebe nicht runterschalten. Immer die roten Bremslichter an. Ich finde es ganz schlimm, wenn noch Bootsanhänger oder Campingwagen angehängt sind. Für Lastwagen gibt es immer Hinweisschilder, dass sie in niedrige Gänge schalten sollen. Für PW aber nicht. Dass Radarkontrollen und Rotlicht überfahren Kontrollen gemacht werden,  haben wir oft beschildert gesehen. An 2 Orten haben wir vollautomatische Durchschnittsgeschwindigkeitsmessungen gesehen, Abstand etwa 20 Kilometer zwischen den Messstellen. Auf allen grösseren Strassen gibt es Hinweisschilder, Pausen zu machen. Sekundenschlaf tötet, nie  länger als 2 Stunden am Stück fahren. Mach eine Pause etc. Das macht schon Sinn bei diesen langen Strecken. Vor allem im Westen haben wir viele Kreuze und Grabsteine, als Erinnerung an verstorbene Menschen, entlang der Strassen gesehen.

Im Bundesland Victoria haben wir im Touristenbüro einen Prospekt für International Road Users erhalten.

Da wird in 10 Sprachen aufmerksam gemacht.  Die Sprachen nach Reihenfolge in der Broschüre. Englisch,  Arabisch, Chinesisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Spanisch und Vietnamesisch.

Aber ich war ziemlich enttäuscht über die Hinweise, ich erwartete etwas mehr.

-benutzen sie immer die linke Strassenseite

-legen sie unterwegs regelmässige Pausen ein

-halten sie ein sicheres Tempo innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung ein

-achten Sie in Morgen- und Abenddämmerung besonders auf Tiere

-vermeiden sie Alkohol

-schnallen sie sich an und sorgen Sie dafür, dass auch ihre Kinder angeschnallt sind

-fahren sie auf unbefestigten Strassen besonders vorsichtig

-bleiben sie im Notfall bei ihrem Fahrzeug

-schauen sie zuerst nach rechts, bevor sie eine Strasse überqueren

Der erste und der letzte machen einen grossen Sinn. Alle anderen Regeln gelten wohl überall.

Im Bundesland Victoria gibt es sogar auf den Verbotsschildern Anmerkungen in Chinesisch.

Bei Baustellen werden zum Teil 2 auf 1 Meter grosse  elektronische Tafeln mit roter Laufschrift verwendet. Da wird auf Englisch und auch in Chinesisch über die Bauabschnitte informiert. Das heisst zum Beispiel: auf der Strecke von A nach B  wird die Fahrzeit wegen Bauarbeiten um mindestens 30 Min. verlängert. Ist die Angst vor den Chinesischen Gross-Investoren so stark, dass man sie speziell behandeln muss? Das finde ich total übertrieben. Englisch sollte wohl reichen.

Auf allen Strassen, die wir befahren haben, sieht man immer wieder tote Kängurus, Wombats, Schafe oder Rinder am Strassenrand liegen. Die bleiben aber einfach liegen bis sie vermodern. Das war auf allen Strassen die wir befahren haben so. Da fehlt mir das Verständnis dafür. Vielleicht soll das als Erinnerung an die Gefahr vor Wildunfällen dienen. Was im Nordwesten auffällt, sind liegen gelassene Fahrzeuge, die einfach als Ersatzteillager ausgeschlachtet werden. Total verbeult und verzogen, aber Räder OK, also abschrauben. 2 von 5 Türen noch gut, also abschrauben. Sitzbank hinten noch gut, also herausnehmen. Seitenfenster noch gut, entfernen. Der Autofrack bleibt aber liegen.

Es kann sein, dass meine Wahrnehmungen nicht dem Strassenverkehrsgesetz Australiens entsprechen.

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